Der Aufruf des Aktionsbündnisses:
Seit mehreren Monaten erlebt Deutschland eine rückwärtsgewandte Diskussion über Sexualpädagogik sowie den Umgang mit der Vielfalt sexueller Identitäten und Orientierungen im Schulunterricht. Unter dem Motto „Der Regenbogen gehört uns“ rufen die „Besorgten Eltern“ für den 24. Januar 2015 zu einer Demonstration in Hamburg auf. Sie richtet sich unter anderem gegen eine angebliche „Frühsexualisierung von Kindern“ und die „Entmündigung der Eltern“ bei der Sexualaufklärung.
Das Hamburger Aktionsbündnis Vielfalt statt Einfalt ruft für den gleichen Tag zu einer Kundgebung unter dem Motto „Hamburg demonstriert Vielfalt“ auf: Wir wollen damit ein sichtbares Zeichen gegen den drohenden Rollback in Sachen Sexualaufklärung und Lebensformenpluralität setzen.
- Wir wehren uns gegen die seit Monaten anhaltende und von Teilen der Medienöffentlichkeit mitgetragene Diffamierung einer zeitgemäßen und verantwortungsvollen Sexualpädagogik.
- Wir wehren uns dagegen, dass unter dem Deckmantel des „Kinderschutzes“ sinnvolle Bildungs- und Antidiskriminierungsarbeit als „Sexualisierung von Kindern in Kita und Grundschule“ diffamiert wird.
- Wir wehren uns gegen homophobe, sexistische und rechtspopulistische Parolen, mit denen all jene ausgegrenzt werden, die nicht der heterosexuellen Norm und dem gängigen Bild der Vater-Mutter-Kind-Familie entsprechen.
Kinder und Jugendliche müssen in einem angstfreien und wertschätzenden Klima einen selbstbestimmten, verantwortlichen und gewaltfreien Umgang mit Sexualität erlernen können. Sie müssen altersangemessen mit dem umgehen können, was in ihrer Lebenswelt präsent ist.
- Wir treten dafür ein, dass die Vielfalt von sexueller Orientierung und Geschlecht, von Familien- und Rollenbildern selbstverständliches Querschnittsthema in allen Bildungseinrichtungen wird. Sexualpädagogik ist immer auch Anti-Diskriminierungsarbeit. Dazu gehört die Vermittlung der Gleichwertigkeit von Hetero-, Bi- und Homosexualität genau so, wie von Cis, Trans* und Intersexualität.
Alle Kinder und Jugendliche haben einen Anspruch darauf, in einem akzeptierenden schulischen und sozialen Umfeld aufzuwachsen, das freie Entfaltung und Stärkung ihrer Persönlichkeit ermöglicht, frei von Mobbing und Diskriminierung! Sexualpädagogik stärkt Kinder und Jugendliche: Sie lernen, offen und selbstbewusst über ihre Gefühle zu reden, ihre eigenen Grenzen zu erkennen und die der anderen wahrzunehmen und zu respektieren. Sie müssen wissen und artikulieren können, was sie wollen bzw. was sie nicht wollen. Dies ist der beste Schutz vor sexuellem Missbrauch, aber auch die beste HIV-Prävention. Denn auch eine erfolgreiche Gesundheitsförderung kann nur in einem Klima der Offenheit und der Wertschätzung gedeihen.
Daher demonstrieren wir am 24. Januar 2015 für eine offene und akzeptierende Gesellschaft - auch in der Schule! Für Vielfalt statt Einfalt!